Freitag, 11. Januar 2008

Die Farbe des Flieders - Elizabeth Noble

Die Farbe des Flieders
Elizabeth Noble
1. Auflage, Deutsche Erstausgabe April 2004
Goldmann-Verlag, München
(Originalauflage "The Reading Group", Hodder& Stoughton, London 2003)

ISBN 3-442-45588-X
8,90 €
605 Seiten



Klappentext:


Fünf ganz unterschiedliche Frauen zwischen Mitte zwanzig und Anfang fünfzig kämpfen sich durch die Höhen und Tiefen ihres Alltags. Ihre Gemeinsamkeit: Alle vier Wochen treffen sie sich zu einem Lesekreis.
Leidenschaftlich diskutieren sie über die Schicksale ihrer literarischen Heldinnen und geben dabei viel von ihren eigenen Wünschen und Hoffnungen preis.
Die Liebe zu den Büchern lässt die Frauen mit der Zeit ebenso zusammenwachsen wie die gemeinsame Suche nach einem erfüllten Leben...


Autorin:

Eliszabeth Noble lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Guildford, Südengland. Sie schreibt derzeit an ihrem zweiten Roman, der ebenfalls bei Goldmann erscheinen wird.

Übersetzt von Karin Diemerling



Die Bücher des Lesekreises

Januar: Sodbrennen - Nora Ephron
Februar: Mein Sommerschloss - Dodie Smith
März: Abbitte - Ian McEwan
April: Die Frau, die gegen Türen rannte - Roddy Doyle
Mai: Tee mit Selma - Marika Cobbold
Juni: Meine Antonia - Willa Cather
Juli: Das Vermächtnis meiner Mutter - Margaret Forster
August: Verschlossenes Paradies - Anita Shreve
September: Das Urteil am Kreuzweg - Iain Pears
Oktober: Rebecca - Daphne Du Maurier
November: Der Alchimist - Paulo Coelho
Dezember: Das Mädchen mit dem Perlenohrring - Tracy Chevalier



Meine Gedanken zum Buch:

Schon der Klappentext hat mich fasziniert, als ich mir das Buch in der Bücherei auslieh.
Ein Lesekreis von Frauen, die sich über Bücher austauschen und sich dabei näher kommen... da konnte ich mich sofort einfühlen und identifizieren.
Die angegebenen Bücher taten ein Übriges und so habe ich das Buch tatsächlich verschlungen. (Gut, daß es die Feiertage gab, an denen sowieso wenig anderes anlag.)

Wer gehört zu diesem Lesekreis?
Clare - eine junge Frau, die ungewollt kinderlos bleibt, beschließt, sich dem Lesekreis anzuschließen, um ihrer Mutter einen Gefallen zu tun. Clare arbeitet als Hebamme und obwohl ihr dies ihre eigene Kinderlosigkeit immer wieder vor Augen führt, erfüllt ihre Arbeit sie mit Freude. Oft arbeitet sie länger, um ihrem kaltgewordenen Zuhause fernbleiben zu können. Ihre große Liebe zu Elliot droht an ihrem unerfüllten Wunsch zu scheitern.

Harriet - eine etwas chaotische, etwas zu dicke (in ihren Augen) und unordentliche (in den Augen ihrer Freundin) Frau ist verheiratet mit Tim, dem perfekten Ehemann. Nur daß sie selbst diesen Eindruck ihrer Umgebung nicht teilt und auf der Suche nach Leben und Erfüllung ist, und dabei nicht merkt, wie sie Gefahr läuft, ihre Ehe aufs Spiel zu setzen. Aber vielleicht will sie ja genau dies?

Ihre Freundin Nicole - äußerlich und innerlich das Gegenteil von Harriet, aber vielleicht gerade deshalb so eng mit ihr befreundet, bleibt auch nach dem x-ten Seitensprung bei ihrem gutaussehenden Mann Gavin, den sie über alles liebt, seit sie ihm begegnet ist. Ein Leben ohne ihn kann sie sich nicht vorstellen und sie findet sie immer wieder Gründe, ihm zu verzeihen und an eine Wendung in ihrer Ehe zu glauben. Ihre drei Kinder sind ihr Beweis für seine Liebe zu ihm, daran klammert sie sich fest.

Polly ist eine der Älteren in der Runde, geschieden, zwei halberwachsene Kinder und gerade frisch verliebt. In ihrem Glück merkt sie erst spät, daß ihre Tochter Probleme hat und als sie es bemerkt, ist sie bereit, für das Glück ihrer Tochter das eigene aufzugeben. Allerdings hat sie bei ihrem Entschluß weder ihre Tochter noch die Liebe gefragt, ob sie einverstanden sind.

Die Älteste in der Runde ist Susan, die mit Roger verheiratet ist und tatsächlich eine beneidenswert liebevolle und harmonische Ehe führt. Ihre zwei Söhne sind erwachsen und außer Haus, so daß sie Zeit hat für sich. Zeit hätte - wäre da nicht ihre Mutter, die wie aus heiterem Himmel plötzlich pflegebedürftig wird und mehr Kraft beansprucht, als Susan hat.

(Das mag sich teilweise kitschig anhören, ist es aber ganz und gar nicht.)

Diese fünf Frauen treffen sich um gemeinsam Bücher zu lesen. Bzw. sie lesen die Bücher jeweils in den vier Wochen zwischen ihren Treffen und besprechen sie dann. Dabei wird deutlich: "Das eigentliche, verborgene Thema in einem Lesekreis sind die Mitglieder selbst." (Margaret Atwood)
Wie eine jede an das jeweilige Buch herangeht, ob sie es gut oder schlecht findet und was sie daraus schöpft, hängt eng mit ihren persönlichen Situationen, Wünschen und Sehnsüchten zusammen.

Elizabeth Noble schafft es dabei, sowohl Interesse und Mitfühlen zu ihren Protagonistinnen zu wecken, als auch Interesse an den Büchern, die diese lesen.
Die Bücher selbst werden jeweils kurz - mit einer knappen Seite - vorgestellt. Mehr erfährt man dann nur durch die Gespräche der Frauen. Viel ist das nie. Doch das ist nicht schlimm, denn immer wird deutlich, warum das Buch gerade so wichtig oder schwer zu lesen war. Und wie und warum sich die Rahmenhandlungen darum entwickeln.

Der Sprachstil ist einfach, flüssig, aber nicht naiv-simple, auf Kitsch und rosa-rote Gefühle wird weitgehend verzichtet. Man liest gern, ohne sich besonders dafür anstrengen zu müssen. Dabei lernt man fünf Frauen kennen, die sich eine jede mit ihrem Leben abmüht und versucht, im täglichen Kampf zu bestehen. Und ohne weiteres kann man sich an der einen oder anderen Stelle in eine der Frauen hinein versetzen und wünscht und hofft und bebt mit...

Jedes Monatskapitel des Buches ist in einzelne (Zeit)Abschnitte unterteilt, in denen die Tage von einem Lesekreis zum nächsten aus Sicht der einzelnen Protagonistinnen geschildert werden. Dabei stellt man immer wieder erstaunt fest, wo es Berührungspunkte zwischen einzelnen gibt, wie Fäden zusammenlaufen oder sich gar verwirren und wie Freundschaften auf der Probe stehen, sich (neu) finden und festigen.
Schön ist dabei, daß der Leser diese Entdeckungen sozusagen gemeinsam mit den Frauen macht, er wird vom Beobachter immer mehr zu einem Beteiligten, einem sechsten Mitglied im Lesekreis. So kam es mir jedenfalls vor.

Es macht Freude, dies Buch zu lesen und ich habe manche Nacht weit länger gelesen als mir gut getan hätte... Auch wenn es gegen Ende ein wenig so scheint, als sei der Autorin der Atem ausgegangen und sie mit der Logik etwas nachlässig gewesen. (So gibt es z.B. eine Szene, in der Pollys Tochter einen ehemaligen Freund im Kaufhaus trifft und kaum eine halbe Seite später öffnet sie zu Hause einem Besucher die Tür, ohne daß zuvor klar wurde, daß sie das Kaufhaus verlassen hatte. - Da fehlte mir eindeutig ein Übergang.)

Fazit:

Ein Buch, das ich eindeutig empfehlen kann. Und das Lust macht, die angesprochenen Bücher selbst zu lesen - oder gar selbst einen Lesekreis ins Leben zu rufen.

Mein Buch


Einmal nur den Himmel berühren

nähere Infos, Bestellungen bitte per Mail an claire punkt delalune ät arcor punkt de

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