buntschatten und fledermäuse - axel brauns
Mich hat dies Buch von Anfang an gefesselt. Allein schon der außergewöhnlichen Sprache wegen ist es ein Lesegenuß.
Man begegnet Buntschatten - Menschen, die es gut mit Axel meinen, deren Stimme Klang besitzt und Fledermäusen, die ihm Unverständnis entgegen bringen, mit ihren schrillen Stimmen Geräusch verursachen, das für seine Ohren bedrohlich ist.
Ich lernte den Unterschied zwischen Lippenlärm, Geräusch, Klang und Bedeutung verstehen. Seine ganze Wahrnehmung ist anders als bei einem nicht-autistischen Menschen.
So ist z.B. Schmerz für Axel nicht nur ein unverständliches Wort, er kennt auch das Gefühl nicht. Für ihn ist es sogar eine Freude, wenn er "Anwesenheit" in seinem Fuß spürt...
Wichtige Beschäftigungen sind "lichteln" und "wischeln", wodurch Muster entstehen, die "ihre Belohnung in sich selbst fanden".
Immer wieder geschieht, was er ausdrückt als ein "die Augenblicke verschmolzen. Die Zeit ertaubte."
Im Alter von zwei Jahren zog er sich in seine eigene Welt zurück, wurde sich selbst genug. Seine "Lippen ermüdeten, die Silben verdorrten, wurden zu Staub". Mühsam erst lernt er mit Hilfe einer Sprachtherapeutin wieder Laute und Worte zu formen.
Berührend fand ich das stete Bemühen, das Unverständliche, Andersartige seiner Umwelt zu verstehen. Dort, wo es ihm nicht gelingt (was überwiegend der Fall ist) lernt er zu akzeptieren, nachzuahmen, sich anzupassen.
Erstaunlich ist es, dass die vielen Widrigkeiten der unverständlichen Umgebung ihn nicht zerbrechen, sondern er an den Herausforderungen und Niederlagen wächst und reift. Dennoch: Je älter er wird, desto mehr fällt ihm seine Andersartigkeit auf, desto sehnlicher wünscht er sich, "vollständig" zu sein.
Irgendwann stellt er fest, daß er alles, was er weiß, auswendig gelernt hat. "Alle Herausforderungen meines Lebens hatte ich gemeistert, nur an einer Aufgabe war ich gescheitert: Gefühle kann man nicht auswendig lernen." (Seite 374)
Die Unterstützung (fast dachte ich manchmal Ignoranz seiner Eltern, besonders der Mutter, seinem Autismus gegenüber) bringt ihn aufs Gymnasium, wo er sein Abitur macht. Er studiert BWL und Jura (beide Studien bewußt begonnen und abgebrochen) und wird Schriftsteller.
Für einen Auszug aus "Buntschatten und Fledermäuse" gewann er den Förderpreis der Stadt Hamburg (seine Heimatstadt) 2000.
Von Axel Brauns gibt es inzwischen zwei weitere Bücher:
Kraniche und Klopfer (Roman)
Tag der Jagd (Krimi)
PS: Am liebsten würde ich euch ganze Passagen aus diesem Buch zitieren, manche Formulierungen sind so wunderbar, sie zergehen wie Besee (Baiser) - Axels Lieblingsgebäck in Kindertagen - auf der Zunge. Aber ein bißchen was muß ja für euch noch zum Entdecken übrig bleiben...
Fazit: Absolut empfehlenswert! (Und nicht nur dann, wenn man sich für die Welt eines Autisten interessiert.)
Man begegnet Buntschatten - Menschen, die es gut mit Axel meinen, deren Stimme Klang besitzt und Fledermäusen, die ihm Unverständnis entgegen bringen, mit ihren schrillen Stimmen Geräusch verursachen, das für seine Ohren bedrohlich ist.
Ich lernte den Unterschied zwischen Lippenlärm, Geräusch, Klang und Bedeutung verstehen. Seine ganze Wahrnehmung ist anders als bei einem nicht-autistischen Menschen.
So ist z.B. Schmerz für Axel nicht nur ein unverständliches Wort, er kennt auch das Gefühl nicht. Für ihn ist es sogar eine Freude, wenn er "Anwesenheit" in seinem Fuß spürt...
Wichtige Beschäftigungen sind "lichteln" und "wischeln", wodurch Muster entstehen, die "ihre Belohnung in sich selbst fanden".
Immer wieder geschieht, was er ausdrückt als ein "die Augenblicke verschmolzen. Die Zeit ertaubte."
Im Alter von zwei Jahren zog er sich in seine eigene Welt zurück, wurde sich selbst genug. Seine "Lippen ermüdeten, die Silben verdorrten, wurden zu Staub". Mühsam erst lernt er mit Hilfe einer Sprachtherapeutin wieder Laute und Worte zu formen.
Berührend fand ich das stete Bemühen, das Unverständliche, Andersartige seiner Umwelt zu verstehen. Dort, wo es ihm nicht gelingt (was überwiegend der Fall ist) lernt er zu akzeptieren, nachzuahmen, sich anzupassen.
Erstaunlich ist es, dass die vielen Widrigkeiten der unverständlichen Umgebung ihn nicht zerbrechen, sondern er an den Herausforderungen und Niederlagen wächst und reift. Dennoch: Je älter er wird, desto mehr fällt ihm seine Andersartigkeit auf, desto sehnlicher wünscht er sich, "vollständig" zu sein.
Irgendwann stellt er fest, daß er alles, was er weiß, auswendig gelernt hat. "Alle Herausforderungen meines Lebens hatte ich gemeistert, nur an einer Aufgabe war ich gescheitert: Gefühle kann man nicht auswendig lernen." (Seite 374)
Die Unterstützung (fast dachte ich manchmal Ignoranz seiner Eltern, besonders der Mutter, seinem Autismus gegenüber) bringt ihn aufs Gymnasium, wo er sein Abitur macht. Er studiert BWL und Jura (beide Studien bewußt begonnen und abgebrochen) und wird Schriftsteller.
Für einen Auszug aus "Buntschatten und Fledermäuse" gewann er den Förderpreis der Stadt Hamburg (seine Heimatstadt) 2000.
Von Axel Brauns gibt es inzwischen zwei weitere Bücher:
Kraniche und Klopfer (Roman)
Tag der Jagd (Krimi)
PS: Am liebsten würde ich euch ganze Passagen aus diesem Buch zitieren, manche Formulierungen sind so wunderbar, sie zergehen wie Besee (Baiser) - Axels Lieblingsgebäck in Kindertagen - auf der Zunge. Aber ein bißchen was muß ja für euch noch zum Entdecken übrig bleiben...
Fazit: Absolut empfehlenswert! (Und nicht nur dann, wenn man sich für die Welt eines Autisten interessiert.)
claire.delalune - 21. Mai, 11:57
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